Bahnhof Remagen – Knotenpunkt an der linken Rheinstrecke

Der Anfang

Im Jahr 1844 wurde der Betrieb auf der Strecke Köln – Bonn aufgenommen und 1856 bis Rolandseck verlängert. Von diesem Endpunkt über mehrere Jahre kündet das imposante Empfangsgebäude des heutigen Haltepunktes.

Unverzüglich wurde dann der Weiterbau in Richtung Süden begonnen und am 21.1.1858 konnte der Betrieb bis Remagen aufgenommen werden. Am 15.11.1858, in einer erstaunlich kurzen Bauzeit, war die Strecke bis Koblenz fertiggestellt. Das bis zu diesem Zeitpunkt notwendige Umsteigen in Rolandseck bzw. dann in Remagen in Postkutschen entfiel.

Hierzu ein Bericht aus einem 1858 erschienen Bericht: „Die also eröffnete Bahn von Köln nach Koblenz ist 11 3/4 Meilen lang und enthält bei Remagen, Rheineck, Fornich und Andernach bedeutende Bauwerke. Namentlich mußte unterhalb von Remagen der ganze Bahnkörper buchstäblich aus den Fluten des Rheins herauf gebaut werden.“

Im ersten Jahr der Fertigstellung dieser Bahnverbindung verkehrten täglich 4 Züge zwischen Koblenz und Köln. Sie fuhren 1:40 Uhr, 5:05 Uhr, 6:00 Uhr und 9:50 Uhr ab Koblenz.

Das Stationsgebäude in Remagen wurde in den Jahren 1859/1860 erbaut und in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit hatte Remagen ca. 2.000 Einwohner und das Bahnhofsgebäude befand sich an der westlichen Seite des Ortes, ein wenig abseits der Bebauung.

Im Jahre 1862 bestanden ab Remagen in Richtung Köln acht, in Richtung Koblenz 7 Zugverbindungen. Die schnellste Fahrzeit eines Zuges ab Remagen bis Köln betrug 65 Minuten, bis Koblenz 47 Minuten. In Remagen, wie auch in Rolandseck, hielten alle Schnellzüge der Rheinischen Eisenbahn. Basel, Straßburg, Wien, Düsseldorf, Crefeld, Aachen, Brüssel und Oostende waren direkt zu erreichen.

Im Jahre 1870 transportierte die Eisenbahn im Rheinland erstmals Verwundete und erkrankte Soldaten in die Heimat. Auch durch Remagen rollten die ersten Lazarettzüge, die Zivilbevölkerung brachte Erfrischungen und man versuchte, so gut es ging, zu helfen.

Die Ahrtalbahn

Durch den Bau der Ahrtalbahn gewann der Bahnhof Remagen als Eisenbahnknotenpunkt regionale Bedeutung.

Schon 1858 war im damaligen Neuenahr der Badebetrieb eröffnet worden. Die überwiegend aus Richtung Norden kommenden Reisenden mußten in Remagen in Postkutschen umsteigen.

Mit den Erörterungen über die Streckenführung der Ahrtalbahn wurde schon um 1862 begonnen. Es war lange Zeit strittig, ob die geplanten Eisenbahnlinie in Sinzig oder Remagen beginnen sollte. Die Stadträte beider Städte bemühten sich sehr darum, das „ihr“ Bahnhof Ausgangspunkt der neuen Strecke sein sollte. Beide Städte erklärten sich bereit, das zum Bau notwendige Gelände kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Wie es dann zu der Entscheidung kam, dass die Strecke in Remagen beginnen sollte, darum ranken sich viele Geschichten. Man munkelte in Sinzig, dass die Remagener geschickt ihre vielen guten Beziehungen und Erfahrungen auf Grund touristischer Verbindungen genutzt haben, um Meinungsträger auf ihre Seite zu ziehen.

Fakt war, dass man sich langwierigen Diskussionen im zuständigen Berliner Ministerium für Remagen als Ausgangspunkt der Ahrstrecke entschied.

Im Januar 1880 begannen die Bauarbeiten und am 18.9.1880 wurden auf der Strecke Remagen – Ahrweiler der Betrieb schon aufgenommen. Die Fahrzeit eines Zuges betrug 40 Minuten. Ein Jahr später, am 1.12. 1886, konnte auf der Ahrtalbahn der Betrieb bis Altenahr eröffnet werden.  Am 15.7.1888 erreichte der erste Zug den Bahnhof Adenau. Das zweite Streckengleis zwischen Remagen und Ahrweiler wurde am 1. Mai 1911 in Betrieb genommen.

Erweiterungen im Bahnhof Remagen

1885 wurde im Bahnhof Remagen die eiserne Vorhalle auf dem Bahnsteig errichtet. Das war jedoch keine Neukonstruktion, denn Zuge des Neubaus des Bonner Bahnhofs wurde die eiserne Vorhalle dort ab- und in Remagen wieder aufgebaut.

1888 wurde das Stationsgebäude erweitert und am heutigen Gleis 8 der Güterschuppen errichtet.

1920 – 1933

Der Bau der Rheinbrücke beeinflusste den Bahnbetrieb im Bahnhof Remagen wenig. Zwischen Sinzig und Remagen wurden Abzweigungen von und nach der neuen Rheinbrücke und an die Ahrstrecke mit mehreren Blockstellen gebaut.

Weitere Details zur Geschichte der Rheinbrücke siehe Seite „Die Brücke von Remagen“.

Die ersten Jahre nach dem I. Weltkrieg waren geprägt von großem Mangel an Loks, Wagen, Material und Personal.

Nur unter größten Schwierigkeiten konnten die notwendigen Transportleistungen erbracht werden. Schon 1919 waren ca. 2.000 Lokomotiven als Reparationsleistungen an  Frankreich abgegeben worden. Sie wurden dort allerdings kaum eingesetzt, da die Brennkammern durch minderwertige französische Kohle sehr schnell verschlackten und die Leistungsfähigkeit minderte. Außerdem waren die deutschen Loks für Fahrten auf dem rechten Gleis gebaut, in Frankreich wurde aber links gefahren. Daher gaben die Franzosen später rund 1.700 Loks wieder zurück.

Die Züge an der Rheinstrecke waren total überfüllt, es hagelte Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über die unhaltbaren Zustände. Diese Einschränkungen hielten bis Mitte der zwanziger Jahre an. 1920 ging der Betrieb und die Verwaltung von der Preußischen Staatsbahn auf die neu gegründete Deutsche Reichsbahn (DR).

Ende Januar 1923 rückten dann nach dem Abzug der Amerikaner französische Truppen in das Rheinland ein, um die verlangten Reparationsleistungen sicherzustellen. Die deutschen Lokführer leisteten daraufhin passiven Widerstand und weigerten sich, Kohlezüge nach Frankreich zu fahren. Diese Transporte wurden dann von französischen Personalen durchgeführt, die allerdings die deutschen Sicherheitsvorschriften kaum beachteten. Es wurde auch französisches Personal für den Schrankenwärterdienst eingesetzt, auch dies führte zu großen Sicherheitsproblemen. Die Presse warnte die Bevölkerung vor diesen Gefahren.

Viele Eisenbahner wurden in dieser Zeit mit Zügen deportiert (ausgewiesen). Ziele waren u.a. im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Der Bf Remagen wurde von einem französischen Bahnhofsvorsteher geleitet.

Ende 1924 übernahm die Reichsbahn wieder die Verwaltung der Eisenbahn. 1927 wurde der Nürburgring eröffnet, während des Baus transportierte die Bahn Material bis Adenau. In den darauf folgenden Jahren fuhren viele Sonderzüge über die Ahrtalbahn bis nach Adenau mit Besuchern des Nürburgringes.

1966, Blockstelle Arsbrücke, gelegen zwischen Remagen und Oberwinter.

1933 – 1945

Zunächst hatte die Eisenbahn nicht die Bedeutung, wie im I. Weltkrieg. Im Jahre 1936 wurde mit dem Bau des Westwalls begonnen, die Eisenbahn wurde als Transportmittel wieder gebraucht. Auch über Remagen und die Ahrtalbahn rollten unablässig Güterverkehre zum Bau der neuen Befestigungsanlage.

Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die vorhandene Infrastruktur den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Zwangsläufig erfolgten viele Ausbaumaßnahmen. In den Jahren 1936 – 1939 wurden auch in Remagen die Gleis- und Signaleinrichtungen modernisiert, neu gebaut und erweitert. Es entstanden die Stellwerke Rw (Fdl), Ro und Rm, ein neuer Güterschuppen, neue Laderampen, ein kleines Bw mit Drehscheibe, der Bahnsteig 3 und die Bahnsteigunterführung. Fast alle Gleise wurde neu verlegt und sind weitgehend heute noch vorhanden.

Stellwerk Rf, nördlicher Bahnhofsbereich an Gleis 34. Abgebaut 1983.

Die Rheinbrücke einschließlich ihrer Zufahrten von Erpel und Remagen wurden für die Benutzung motorisierter Verbände hergerichtet. Man entwickelte und installierte eine Spezialkonstruktion klappbarer Bohlen. Die personelle Situation wurde in den Kriegsmonaten prekär, immer mehr Frauen wurden zu den Diensten herangezogen.

Im Laufe des zweiten Halbjahres 1944 rückte die Westfront nach der Landung alliierter Streitkräfte in der Normandie immer näher. Die Arbeit der Reichsbahner wurde zunehmend gefahrvoller, vor allem durch die unaufhörlichen Luftangriffe. Diese Angriffe konzentrierten sich im unteren Ahrtal auf die Rheinbrücke und die Abzweigstrecken zwischen Remagen und Sinzig sowie die Ahrbrücke. Im Bereich der Ahrbrücke fielen rund 2.000 Bomben. Der Zugverkehr auf der wichtigen linken Rheinstrecke war jedoch kaum nachhaltig beeinträchtigt, da man die Brücke fast gänzlich mit Bohlen unterlegt hatte. Personenzüge führten häufig auch Flugabwehrgeschütze mit, im Bahnhof Remagen wurde auch ein Flugabwehrgeschütz auf einem Güterwagen installiert.

Der südliche Stadtbereich und die Rheinbrücke wurde häufig vernebelt um den Angreifern die Sicht zu nehmen, so dass die Vermutung nahelag, dass so wenige Bomben Schäden an der Brücke anrichteten. Die Remagener Innenstadt wurde zu 75% zerstört, es gab viele Verletzte und Tote unter der Zivilbevölkerung.

Im Rahmen der „Ardennenoffensive“ steigerte sich nochmals der Verkehr in Remagen und dem Ahrtal. Nach dem Erliegen der Offensive begannen Anfang 1945 erneut heftige Luftangriffe, bei denen u.a. ein auf Gleis 20 stehender Zug mit Flugabwehrgeschützen explodierte. Trotzdem blieben die Remagener Bahnhofsanlagen relativ unbeschädigt, lediglich Gleis 20 und ein Teil der Bahnsteigüberdachung an Gleis 1 wurden zerstört. Folgenschwerer waren Luftangriffe auf Lazarettzüge zwischen Bodendorf und dem Block Hellenberg am 23.1. und 1.2.45.

Brücke von Remagen ( aus Festschrift 125 Jahre Bahnhof Remagen)

Als einer der letzten Züge befuhr in der Nacht des 5./6.3.45 ein Lazarettzug von Bad Neuenahr nach Linz die Remagener Rheinbrücke. Der Remagener Zugführer und Lokführer vom Bw Kreuzberg kehrten mit der Lok in der gleichen Nacht wieder zurück.

Am 7. März 45 vormittags erstarb endgültig alle Betriebsamkeit im Bahnhof Remagen. Der Order vom Vortag, sich in bestimmte Bahnhöfe auf der anderen Rheinseite zu begeben, waren nur wenige Eisenbahner gefolgt. Am Nachmittag des gleichen Tages besetzten US-Amerikaner die Stadt Remagen und eroberten die Rheinbrücke.

Die Stunde „Null“

Nach dem 7. März 1945 befuhren amerikanische Feldeisenbahner die linke Rheinstrecke mit Nachschubzügen. Sie verfügten über eigene Diesellokomotiven, einfaches, leichtes Wagenmaterial und fuhren auf Sicht.

Ab Mitte 1945 wurden dann alle verfügbaren Eisenbahner im Raum Remagen zu Aufräumungs- und Aufbauarbeiten herangezogen. Etwa zur gleichen Zeit übergaben die amerikanischen Streitkräfte den süd-westlichen Teil Deutschlands an die französischen Truppen. Diese gründeten die „Süd-Westdeutsche Eisenbahngesellschaft“ in Speyer.

In Remagen wurde ein Bahnhofskommandatur eingerichtet. Ähnlich wie nach dem I. Weltkrieg übernahm ein französischer Bahnhofsvorsteher die Leitung des Eisenbahnbetriebes. Die Ahrtalbahn konnte ab dem 6. Juni 1945 zumindest auf dem unteren Streckenabschnitt wieder befahren werden. In Ahrweiler gründete der Reichsbahnoberinspektor Müller die „Eisenbahnen des Landkreises Ahrweiler“, die allerdings nach wenigen Monaten von der „Süd-Westdeutschen Eisenbahn“ übernommen wurde.

Auf der Rheinstrecke fuhren zunächst überwiegend Güterzüge, sie wurden aber  auch als Transportmittel von der Zivilbevölkerung benutzt. Da der Kölner Hbf im Krieg stark beschädigt war, verkehrten von Köln-West ab Juni 1945 sechs Züge bis Bonn, drei fuhren bis Koblenz durch.

Erst ab August 1945 fuhren wieder mehr Personenzüge, die Strecken und und Bahnhöfe waren in einer erstaunlich kurzen Zeit wieder hergerichtet worden.

„Zitterbahnhof Remagen“

Die Grenze zwischen französischer und britischer Zone verlief zwischen Rolandseck und Bad Godesberg, deckungsgleich mit der heutigen Landesgrenze. Remagen wurde somit Grenzbahnhof der französischen Besatzungszone und erhielt im Rheinland schnell den Namen „Zitterbahnhof“. Er ist in Gedanken älterer Bürgerinnen und Bürger in leidvoller Erinnerung. Hier spielten sich bei peinlich genauen Kontrollen der „Grenzer“ menschlich erschütternde Szenen ab.

Der tagtägliche Kampf ums Überleben trieb besonders die Menschen aus den großen Städten der britischen Besatzungszone in die ländlichen Gebiete südlich  von Remagen, um Wertgegenstände in Naturalien einzutauschen, zu „maggeln“.

Auf jeden Fall mußte dabei auf der linken Rheinstrecke der gefürchtete Kontrollpunkt Remagen passiert werden. Während bei der Einreise in die französische Besatzungszone nur oberflächliche Kontrollen durchgeführt wurden, war dies beim Verlassen der Zone genau umgekehrt. Die Ausfuhr von Gegenständen war nur denjenigen erlaubt, die im Besitz von Sonderpassierscheinen der französischen Besatzungsmacht waren. Die Kontrollen führten in der Regel deutsche „Grenzer“ durch, die von den Franzosen rekrutiert wurden. Französische Soldaten leiteten und überwachten jedoch alle Aktionen.

Kam ein Zug in Remagen an, mussten alle verdächtig wirkenden Fahrgäste aussteigen. Die Wagen und alle Gepäckstücke wurden gründlich untersucht, die Passierscheine geprüft. Jeder, Männer wie Frauen, wurden „gefilzt“. Frauen, die um  den Körper etwas rundlich wirkten, mussten sich an einen Ofen setzen, bis die eventuell versteckte Butter geschmolzen war.

Nach der Kontrolle, bei der Abfahrt des Zuges, stellten sich die „Grenzer“ entlang des Bahnsteigs auf, um das Aufspringen noch nicht kontrollierter Menschen zu verhindern.

Mit Handwagen transportierte man anschließend die einbehaltenen Lebensmittel in besondere Lagerräume. Vieles davon verteilten die Franzosen an soziale Einrichtungen in der Umgebung.

Auch die Güterzüge aus Richtung Norden wurden in Remagen genau registriert. Da alle Züge bei der Einfahrt in den Bahnhof sehr langsam fuhren und einige Zeit dort stehen blieben, nahmen viele Remagener die Gelegenheit wahr, sich mit lebensnotwendigen Dingen wie Brennstoffen oder Naturalien zu versorgen. Diebstähle oder Raubüberfälle ahndeten die französischen Behörden mit Gefängnisstrafen, die in Ahrweiler oder Neuwied verbüßt werden mussten.

Der Passierscheinzwang lockerte sich mit der Zeit und wurde 1948 endgültig aufgehoben.

Der Wiederaufbau

Die Blockstellen der Verbindungskurven zwischen Remagen/Sinzig/Bodendorf blieben nach dem Krieg unbesetzt, sie hatten ihre Bedeutung verloren.

Im Frühjahr 1946 hatte die Firma C.H.Jucho damit begonnen, Teile der Remagener Rheinbrücke unter schwierigsten Bedingungen abzubauen, die dann Wiederverwendung beim Aufbau der Sinziger Ahrbrücke 1947 fanden.

Die 1946 errichtete alte Ahrbrück bei Sinzig war ein Teil der Rheinbrücke in Remagen

Am 11.Oktober 1949 wurde per Gesetz die Deutsche Bundesbahn gegründet, Remagen gehörte dann zur Eisenbahndirektion Mainz, die Ahrtalbahn zur Direktion Trier.

Leider setzte Anfang der fünfziger Jahre ein unaufhaltsamer Niedergang der Eisenbahntransporte mit Verlagerung auf die Straße ein. Die Sonderzüge zum Nürburgring waren immer spärlicher besetzt, man  bevorzugte das Auto.

Allerdings hatten die Rheintalstrecken ihre Bedeutung und hohe Auslastung durch Züge nicht verloren. Bedingt durch die neuen politischen Grenzziehungen verlagerten sich die Verkehrsströme in Nord-Süd Richtung.

Die Ära der Dampflokomotiven neigte sich dann auch dem Ende zu. Die linke Rheinstrecke wurde in den Jahren 1956 bis 1959 von Süden her elektrifiziert. Ab 1. Juni 1958 konnte der elektrische Zugbetrieb auf der Strecke Ludwigshafen – Mainz – Bingerbrück bis Remagen aufgenommen werden. Erst einige Monate später, am 17. November 1958 fuhren die ersten Züge fahrplanmäßig elektrisch bis Köln.  In Remagen entstand an der Ubierstraße ein Umformerwerk (3 x 10 MVA).

Die Ahrtalbahn hatte nach dem Krieg nur noch lokalen Charakter. Um wirtschaftlichere Betriebsweisen zu erzielen wurden ab 1962 die Dampflokomotiven nach und nach durch Dieselloks der BR 212 abgelöst. Bis Ende des Sommerfahrplans 1964 waren die Güterzüge auf der Ahrstrecke noch mit Dampfloks der BR 050 oder 086 bespannt. Am 29.10.1965 verließ die Lok Nr. 086 581 als letzte Lok das Bw Kreuzberg.

Fahrdienstleiterstellwerk Rw Remagen bis 1981, besetzt mit Fdl, Ww und Bü-Posten 37f.

Im Jahr 1961 besuchten kurz nacheinander zwei prominente Staatsmänner Remagen mit der Bahn: Am 19.5.1961 der französische Staatspräsident De Gaulle und am 29.5.1961 Bundespräsident Heinrich Lübke.

Die alten Blockstellen und die Bahndämme der Verbindungsstrecken zwischen Bodendorf und der Rheinstrecke wurden im Zuge des Neubaus der B 9 im Herbst 1966 abgebaut.

1969 siedelte die Fahrradfabrik Schauff in das Gebiet „Wässerscheid“. Sie baute unmittelbar an der Bahn eine neue Produktionsstätte und mit finanzieller Hilfe aus dem „Leber-Plan“ einen Gleisanschluss. Dieser besteht noch bis heute, außer Brohl der einzige Gleisanschluss im Kreis Ahrweiler.

Die Bundesbahndirektion Mainz wurde am 1. Juni 1971 aufgelöst, der Bahnhof Remagen und die Ahrtalbahn gehörten ab diesem Zeitpunkt zur Direktion Köln.

1972 erwarb die Stadt Remagen die alten Brückentürme der Remagener Rheinbrücke und eröffnete nach Ausbau das noch heute sehr bekannte „Friedensmuseum“. Die Brückentürme auf der rechtsrheinischen Seite stehen seit Kriegsende leer. Die Gemeinde Erpel erwarb diese zwar vor vielen Jahren, gab sie dann aber 2017 wieder an die Deutsche Bahn zurück. Lediglich im Erpeler Tunnel ist hin und wieder Leben. Ein Koblenzer Theater bringt dort regelmäßig die  zum Kriegsende um die Brücke zur Aufführung. Der Tunnel gehört der Gemeinde Erpel.

Der Bahnhofsbereich vom Westen aus gesehen
ASig P 3 nach Oberwinter
Sonderzug mit Rheingoldwagen
Schrankenposten 37 am Unterwerk an der Ubierstraße

1975 – 1994

In den siebziger Jahren investierte die DB große Summen in der Modernisierung der Gleis,- Signal- und Stellwerksanlagen an der Rheinstrecke, während auf der Ahrstrecke bis heute noch alte mechanische Stellwerke bestehen (siehe besonderen Artikel).

Zur Dienststelle Bahnhof Remagen gehörten 1975 die Bahnhöfe Sinzig und Oberwinter, die Blockstellen Tiefpfad, Arsbrücke und Hp Rolandseck.

Remagen besaß sehr lange auf Grund der vielen Fernzüge und Kurvenlage eine Aufsicht

1976 wurde das neue DrS 60 Stellwerk Sinzig errichtet. Durch die neuen Stellwerksanlagen und Brücken fielen ca. 50 Arbeitsplätze weg (Stellwerke Sinzig Nord, Mitte, Fdl, Posten 38, Süd, Blockstelle Tiefpfad).

1977 wurde der Bahnhof Oberwinter modernisiert und das elektrische Stellwerk „Of“ eingerichtet. Die Blockstelle Rolandseck und Arsbrücke entfielen.

Mit IC 79 begann 1979 ein neues Zeitalter im Fernverkehr. Gleis 2 im Bahnhof Remagen ist noch Durchfahrtgleis

1981 dann erfolgte ein weiterer Schritt zur Modernisierung, das neue Zentralstellwerk „Rf“ in Remagen wurde in Betrieb genommen. Es ersetzte in Remagen die Stellwerk Rw (Fdl), Rm und Ro sowie die Posten 37f und 37. Kurz danach erfolgte dann die Angliederung der Stellwerke Sinzig und Oberwinter mittels Fernsteuerung.

Noch stehen die alten Formsignale (Ausfahrten Ri Sinzig/Ahr
Aufnahme entstand 1985

1983 wurde die Ahrtalbahnstrecke von Remagen bis Adenau organisatorisch an die Dienststelle Bahnhof Remagen angegliedert. Für kurze Zeit war danach noch eine Außenstelle Bad Neuenahr eingerichtet. Die Dienststelle Remagen hatte in dieser Zeit noch einen Personalbestand von ca. 250 P (Fdl, Aufsicht, Rangierer und ca. 25 Zugbegleiter). Die Leitung der Dienststelle umfasste etwa 6 – 8 Personen, die auch Bereitschaftsdienst leisten mussten.

Lufthansa-Airport Expreß, Düsseldorf – Frankfurt Flughafen, Juli 1982 Bild: Gerhard Englisch

Im Jahre 1985 fand in Remagen anläßlich des Jubiläums 125 Jahre Bf Remagen  und 150 Jahre Eisenbahn in Deutschland eine große Jubiläumsfeier statt. Die Bahn präsentierte sich mit einer großen Fahrzeugausstellung, Sonderfahrten und Modellbahnausstellung in der Güterabfertigung.

Blick vom neuen Stellwerk Rf nach Norden

Güterverkehr war bis Mitte der Neunziger Jahre noch vorhanden. So bestanden bis Anfang der neunziger Jahre die Stückgutabfertigungen Ahrweiler und Remagen. Bedient von Remagen wurden die Gleisanschlüsse der Firma Erbslöh in Oberwinter (Kaolinabbau), in Sinzig die Firmen Veba (Glas) und Agrob (Fliesen) und die Fa. Schauff in Remagen. Vieles wurde mit der bahnhofseigenen Köf durchgeführt.

Übergabe nach Oberwinter, Gleis 3 Bf Remagen Mitte 80ziger Jahre
Letzte Fahrt der Bahnhofs-Köf nach Ahrweiler
Eine Besonderheit in Remagen: die Expreß- und Gepäckabfertigung wurde seit Jahrzehnten privat betrieben, von der Fa. Becker, Remagen. Bild: 1985 Bahnsteig 1

An der Ahrstrecke erfolgten bis Mitte der neunziger Jahre viele Transporte von Bad Neuenahr (Apollinarisbrunnen) und zur Firma Klören in Hönningen (Stahldrähte). Auch der Bahnhof Adenau wurde noch nach der Stilllegung der Strecke Hönningen – Adenau am 1.6.1986 weiter bedient. Noch über ein Jahr fanden umfangreiche Holzverladungen statt.

Letzter Personenzug nach Adenau am 1.6.86 in Bad Neuenahr
Bis 1986 war noch Betrieb im Bahnhof Ahrweiler, Güterverkehr wurde noch abgewickelt.

Leider wurde auch in diesen Jahren weiter eingespart. So schloss man auch die engagiert betriebene Fahrkartenausgabe im Bf Ahrweiler. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ahrweiler waren auch außerhalb ihrer Dienstzeit immer bemüht, Marketing zu betreiben und Kunden zu gewinnen, so z.B. auf Weihnachtsmärkten mit einer Kindereisenbahn. Auch besetzte die Fka Ahrweiler nach der Maueröffnung 1990 monatelang eine Zweigstelle in der Katastophenschutzschule Ahrweiler, wo sehr viele Ostflüchtlinge ihre erste Heimat fanden. Bei der Schließung „ihrer“ Fka Ahrweiler machten sie ihre Meinung auf rheinische Art deutlich:

Aber auch die anderen Fahrkartenausgaben wurden geschlossen, Oberwinter, Sinzig und bei den Fdl der Ahrstrecke. Übrig blieben nur die Reisecentren in Bad Neuenahr und Remagen.

Auch die Ga Remagen wurde bald geschlossen (31.12.1990) und das Gebäude an die Fa. Schauff verkauft.

Anfang der neunziger Jahre fand im Rahmen der besseren Qualitätsabwicklung und Beschleunigung des Zugverkehrs in Remagen ein großer Umbau auf beiden Bahnhofsköpfen statt. Gleis 2, Durchgangsgleis Nord – Süd wurde zur Mittelüberholung, Gleis 3 das neue Durchfahrtsgleis.

Umbau Gleis 2/3, Ende der achziger Jahre. Der damalige Dienststellenleiter Wolfgang Groß

Unermüdlich bemühten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Wolfgang Groß und Hans-Dieter Auster, die Auflassung von Halten von Schnellzügen in Remagen zu verhindern und die Attraktivität der Ahrtalbahn zu steigern. So wurden 1992 die Wendezüge mit V 212 und alten Silberlingen durch renovierte Bn-Wagen und Loks der BR 216 ersetzt (Vorbild: Citybahn Gummersbach).

21.12.1992, das Produkt „Regionalbahn“ wird auf der Ahrtalbahn eingeführt. Minister Brüderle (mitte), Landrat Joachim Weiler li).
Ende der V 212 zunächst 1992

Das „neue“ Bahnzeitalter ab 1994 bis heute

Mit der Liberalisierung des Bahnverkehrs am 1.1.1994 änderte sich auch die Leitungsstruktur der Dienststelle Bahnhof Remagen. Die Fachbereiche „Reisezentren“ kamen zu DB Fernverkehr, Stellwerke zu DB Netz, Zugbegleiter zu DB Regio, Rangierer zu DB Cargo. Die Aufsichtsbeamten gehörten ab 1.1.1994 zu DB Station&Service.

Im Zuge der Liberalisierung kamen auch neue Verkehrsunternehmen auf die Schienen der DB Netz AG. So fuhr die RSE einige Güterverkehre von Bad Neuenahr, als DB Cargo die Bedienung einstellte. Seit dem 14.1.2008 hat die Mittelrheinbahn den Betrieb der Regionalzüge zwischen Mainz – Koblenz – Remagen – Köln übernommen und stellt auch Züge in Remagen ab. Für die MRB und DB Regio wurden moderne Abstellbereiche und eine neue Tankstelle gebaut.

2018/19

Ab Mitte 2018 begannen umfangreiche Bahnsteigumbauten in Remagen. Die Bahnsteige an den Gleisen 1, 2 und 3 wurden von 38 cm über Schienenoberkante auf 76 cm umgebaut und erneuert. Die Bahnsteigüberdachung auf dem Mittelbahnsteig ist abgebaut worden und an Gleis 1 wurde die Überdachung saniert. Hintergrund des Umbaus sind die ab Mitte 2019 verkehrenden neuen RRX-Züge, für deren Ein- und Ausstiege höhere Bahnsteige notwendig sind. Für die betriebliche Abwicklung dieser Züge (spätere Zugteilung in Remagen) wurden auch mehrere neue Weichen und Signale eingebaut. Auch die Fahrleitung wurde erneuert, neue Fahrleitungsmasten gesetzt.

Quellennachweise: 125 Jahre Bahnhof Remagen, Wolfgang Groß und Heinz Kleebach, 1985.

Erinnerungen Wolfgang Groß

Aktuelle Bilder vom Bahnbetrieb in Koblenz

Die Brücke von Remagen

Zwischen Ufern und Kriegen: Die Eisenbahnbrücke von Remagen

von Volkhard Stern
(erschienen im Köln-Bonner Verkehrsmagazin Heft 11/2009)

Über die Brücke bei Rheinkilometer 632,8 ist viel geschrieben worden, und manche Legende rankt sich um sie. Im Folgenden soll weniger die oft zitierte militärstrategische Bedeutung in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges betrachtet werden, sondern die eisenbahntechnische Geschichte der Remagener Brücke im Mittelpunkt stehen.

Die Königliche Eisenbahndirektion Köln gab 1916 den Auftrag zum Brückenschlag. Die Entscheidung, den Mannheimer Architekten Karl Wiener mit der Gestaltung zu beauftragen, erwies sich als Glücksfall, denn das Bauwerk galt bei seiner Fertigstellung als eleganteste Stahlkonstruktion aller Rheinübergänge. Am Ende der zweijährigen Bauzeit stand am 1. Mai 1918 die Taufe auf den Namen Ludendorff-Brücke. Kaiser Wilhelm II. ehrte damit seinen Ersten Generalquartiermeister, den Infanteriegeneral Erich Ludendorff. Vier Monate später, am 15. August 1918, fand die Einweihung statt.

Fast 4.800 Tonnen Stahl wurden für die Ludendorff-Brücke verbaut. Sie war 325 m lang, lag 14,80 Meter über dem normalen Wasserstand des Rheins, und der höchste Punkt des großen Bogens ragte fast 30 Meter hoch auf. Der 156 Meter lange Mittelteil ruhte auf zwei Strompfeilern, beidseitig schlossen sich kastenförmige Vorbrücken in Fachwerkbauweise an, jede 85 Meter lang. Die Brücke trug zwei Eisenbahngleise und einen Fußgängersteg.

Die weiteren Fakten zur Brücke sind eng verwoben mit unseligen Zeiten des deutschen Großmachtstrebens und der kriegerischen Auseinandersetzung mit den benachbarten Nationen. Eigentlicher Zweck der Errichtung war die Verbesserung der militärischen Nachschublinien an die Westgrenze des Deutschen Reiches. Via rechte Rheinstrecke, Ludendorff-Brücke und Ahrtalbahn sollte der Engpass Köln für die Militär- und Materialtransporte in Richtung Eifel umgangen werden. Unmittelbarer Nutzen war die Entlastung der benachbarten Eisenbahnbrücken in Köln und Koblenz. Die Ludendorff-Brücke gehörte ebenso zu einem System strategischer Bahnlinien wie die Eisenbahn-Rheinbrücken bei Rüdesheim (Hindenburg-Brücke, 1915) und Urmitz (Kronprinzen-Brücke, 1918), die ebenfalls von Karl Wiener entworfen worden waren. Der gesamten Brückenfamilie war gemeinsam, dass man sie bei ihrer Inbetriebnahme im Grunde nicht mehr benötigte. Für die Ludendorff-Brücke galt dies besonders. Wegen Schwierigkeiten beim Bau des anschließenden Tunnels durch die Erpeler Ley und des Einschnitts in Erpel konnten die Schienen im Brückenverlauf erst Mitte 1919 verlegt werden. Zu diesem Zeitpunkt fast ein Jahr nach Kriegsende war der Grund für den Bau längst entfallen. Die Eisenbahndirektion Köln übernahm die Brücke am 23. Juli 1919, die Betriebseröffnung einschließlich der Zuführungsstrecken folgte am 1. September 1919. Die Brücke stellte das letzte größere Bauprojekt für die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung dar.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, im März 1945, brachte die Remagener Brücke ausgerechnet dem Feind einen bedeutenden strategischen Vorteil, was die Tragik der Brücke und der Menschenleben, die beim Kampf um das Bauwerk verloren gingen, besonders unterstreicht. Besondere Bedeutung hat die Remagener Brücke in den kurzen 28 Jahren ihres Bestehens weder für die Menschen noch für die Eisenbahn gehabt.

Von Ufer zu Ufer

Die Lage der Brücke war gut gewählt. Über die bei Remagen einmündende, zweigleisig ausgebaute Ahrtalbahn konnte man rasch die belgische und luxemburgische Grenze und damit die Ausgangs- und Verteidigungspositionen im Westen des Deutschen Reiches erreichen. Und auch in das Landschaftsbild fügte sich die Brücke gut ein. Noch heute ahnt man beim Anblick der Brückentürme, wie die Brücke zwischen den schroffen Felsen der Erpeler Ley und dem weiten Tor zur Ahr das Rheintal beherrschte. Andererseits handelte es sich augenfällig um eine militärisch geprägte Anlage mit festungsartigen Brückenkämpfen, Schießscharten, Mannschaftsräumen und Vorratslagern. Ab 1937/38 war die Brücke zusätzlich zur Nutzung von Truppenbewegungen und die Verlegung schwerer Straßenfahrzeuge vorgesehen. Dazu wurden Zufahrtsrampen angelegt. Als Fahrbahn sollten zwischen den Eisenbahnschwellen ausgelegte Holzbohlen dienen.

Die Gleise zur Ludendorff-Brücke zweigten an der Blockstelle Erpeler Ley, zwischen den Bahnhöfen Unkel und Erpel gelegen, von der rechtsrheinischen Hauptstrecke Troisdorf – Niederlahnstein ab. Ein typischer Blockstellenbau markiert diese Stelle noch immer, wenn auch längst ohne eisenbahntechnische Aufgaben. Die Strecke verlief durch einen tiefen, mit Betonspundwänden gesicherten Einschnitt, der bis heute vollständig unverbaut ist und durch seine Mächtigkeit beeindruckt. Der kleine Ort Erpel wird durch diese Trasse regelrecht zerschnitten und von der höher gelegenen Hangbebauung getrennt. Der massive Bergrücken der 191 Meter hohen Erpeler Ley wird in einem 383 Meter langen, bogenförmigen Tunnel durchquert. Beide Tunnelportale und der Tunnel selbst sind kaum verändert erhalten geblieben. Sie gehören heute der Gemeinde Erpel, die Deutschen Bahn AG hat sie verkauft.

Im Tunnel wird seit 2006 an historischer Stelle das Theaterstück „Die Brücke aufgeführt, das von den Ereignissen am 7. März 1945 handelt. Bei Temperaturen von etwa 12 Grad Celsius können die Zuschauer authentisch spüren und ahnen, welch schreckliche Stunden viele Erpeler Bürger im Tunnel erlebten. Nach der 60-Grad-Kurve und dem Tunnelaustritt überquerten die Züge im rechten Winkel die Gleise der Rheinstrecke und die Landstraße, um zwischen den Türmen hindurch die eigentliche Brücke zu erreichen. Am anderen Rheinufer mündeten die Schienenstränge in die linke Rheinstrecke Richtung Koblenz und die Ahrtalbahn. Ein System von Bahndämmen und Brückenbauwerken sowie mehreren Blockstellen  ermöglichte die kreuzungsfreie Einfädelung. Die zweigleisige Strecke Abzweig Erpeler Ley – Ludendorff-Brücke – Abzweig Kripp war 3,78 km lang, die Anbindung an die Ahrtalbahn bei Bodendorf 1,61 km.

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Übersichtskarten der Eisenbahnlinien (Bild: mfG Gerhard Englisch)
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Abzweigstrecken zwischen Remagen und Sinzig (Bild Wolfgang Groß)

Brücke ohne Bedeutung

In den Jahren nach 1919 wurde die Ludendorff-Brücke nur selten genutzt, sie diente als Umleitungsstrecke für Güterzüge. Dementsprechend gibt es kaum Brückenbilder, auf denen Züge zu sehen sind. Die alliierte Rheinlandbesetzung ab Anfang 1919, eine Folge des verlorenen Krieges, bedeutete die Beschlagnahme der Brücke, und der öffentliche Verkehr kam vorläufig zum Erliegen. Erst am 15. Juli 1926 wurde die Brücke wieder allgemein freigegeben. Beliebt war der Übergang bei Fußgängern als Verbindungsweg zwischen den romantischen Rheinstädtchen Remagen und Erpel. Die 1929 vorläufig stillgelegte linksrheinische Tangente von der Brücke in Richtung Ahrtal wurde 1937 wieder eröffnet. Im Sommerfahrplan 1939 fuhren an Wochenenden planmäßig drei Ausflugszugpaare zwischen Königswinter und Ahrweiler über die Brücke.

Die Chronik „80 Jahre Rechtsrheinische Eisenbahn“ von 1950 berichtet über das Betriebsprogramm der Reichsbahn für die Ludendorff-Brücke: „Die Bahnstrecke diente vorzugsweise dem inneren Bahnbetrieb zu Umlenkungen von Durchgangszügen zwischen den rechts- und linksrheinischen Bahnstrecken und hatte nur einen mäßigen Güterzugsverkehr, beispielsweise Erzzüge von Lothringen nach Friedrich-Wilhelmshütte sowie Frachten von Koblenz-Lützel und Andernach nach Gremberg. Zeitweise wurden auch solche D-Züge über die Strecke umgeleitet, die in Köln Hbf ohne Umsetzen der Lokomotive in der Richtung nach Aachen oder Neuwied weiterfahren. In den Sommermonaten legte man auch Personenzüge für den Ausflugsverkehr zwischen den Fremdenverkehrsgebieten Siebengebirge (Königswinter) – Ahrtal (Ahrweiler) ein. Schließlich wurde die Strecke bevorzugt zu Umlenkungen von rechtsrheinischen Zügen nach der linken Rheinstrecke und umgekehrt bei Störungen und Sperrungen benutzt.

Militärische Aufmerksamkeit erhielt die Brücke erst wieder ab März 1936. Seit der Besetzung der entmilitarisierten Zone des Rheinlandes durch die Wehrmacht stand sie unter Bewachung. Während des Westwallbaus kamen im Laufe des Jahres 1938 zusätzliche Gütertransporte über die Brücke. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 übernahm eine Sicherungskompanie den Brückenschutz und sollte im Fall des Falles die Sprengung des Bauwerks gewährleisten. Nach Ende des Westfeldzuges 1940 entfernten Pioniere den Sprengstoff wieder.

Im Verlauf des Krieges diente die Brücke erneut als Umleitungsstrecke, um den zunehmend unter Luftangriffen leidenden Bahnknoten Köln zu entlasten. In einem Schriftsatz vom 16. Juni 1942 forderte die Reichsbahndirektion (RBD) Köln den baldigen Ausbau der Strecke Troisdorf – Erpeler Ley mit einem dritten und vierten Gleis, um die Kapazität der rechten Rheinstrecke im Zulauf zur Ludendorff-Brücke zu erhalten. Diese Forderung stand im Zusammenhang mit der Entscheidung, die Arbeiten an der „Strategischen Bahn – Neuss – Liblar – Rheinbach – Ahrtal nicht wieder aufzunehmen.

Am 3. Juli 1944 trat ein neuer Kriegsfahrplan in Kraft. Danach wechselten vier Schnell- bzw. Eilzüge in Remagen/Erpel planmäßig die Rheinseiten, auch etliche Fronturlauberzüge dürften diesen Weg genommen haben.

Wegbereiter zum Kriegsende

Nach der alliierten Invasion in der Normandie 1944 wurden erneut Vorbereitungen für eine Sprengung der Brücke getroffen. Alliierte Jagdbomber griffen die Brücke zwischen Oktober 1944 und Anfang März 1945 mehrfach an, ohne sie gravierend zu beschädigen. Nach einem Fliegerangriff vom 19. Oktober 1944 ruhte der Eisenbahnverkehr für drei Wochen, wurde aber am 9. November wieder aufgenommen. Seit Ende 1944 war für den sofortigen Reparatureinsatz ein Brückenbauzug der RBD Köln im Erpeler Tunnel stationiert, weshalb nur ein Streckengleis der Brücke befahren werden konnte. Der Bauzug bewährte sich beispielsweise nach einem Treffer am 29. Dezember 1944, dessen Schäden rasch beseitigt werden konnten.

Zeitweilig war auf der Brücke eine Rohrleitung verlegt, durch die Benzin aus Kesselwagen von Erpel zur linken Rheinseite gepumpt wurde.

Der Zusammenbruch der deutschen Westfront im Frühjahr 1945 ließ die amerikanischen Truppen schnell bis zum Rhein durchstoßen. Mit einer baldigen Flussüberschreitung rechneten sie allerdings nicht. Umso erstaunter waren die US-Soldaten, als sie am 7. März 1945 vor der intakten Brücke standen. Noch in der Nacht zuvor wollte die Reichsbahn zwölf Räumungszüge, darunter den Befehlszug der RBD Köln, auf die rechte Rheinseite in Sicherheit bringen. Tatsächlich sollen mindestens sieben Züge gerollt sein. Dies waren die letzten Zugbewegungen über die Ludendorff-Brücke. Seit dem Morgen des 7. März fluteten deutsche Truppen der Heeresgruppe B zurück über den Rhein, eine Parallele zur Niederlage im Ersten Weltkriegs, als im November 1918 deutsches Militär auf demselben Weg heimwärts zog. Eine Quelle berichtet, dass morgens gegen 9.00 Uhr noch ein letzter Lazarettzug vom linken Rheinufer gekommen sei. Augenzeugen bestätigen dies aber nicht, da die Brücke zu diesem Zeitpunkt von Fußsoldaten und Gespannen verstopft und der Erpeler Tunnel bereits von Zivilpersonen belegt war.

Die chaotische Lage auf deutscher Seite verhinderte im Laufe des Tages eine erfolgreiche Brückensprengung. Einheiten der 9. US-Panzerdivision nutzten die Gunst der Stunde und nahmen die Brücke gegen 16.00 Uhr im Handstreich ein. Im Erpeler Tunnel hatten fast 200 Zivilisten Zuflucht gesucht. Da dort gleichzeitig vier mit Munition und Flugbenzin beladene Waggons standen, war die Vermeidung einer Katastrophe nur der Besonnenheit deutscher und amerikanischer Soldaten zu verdanken.

Die Amerikaner konnten binnen 24 Stunden rund 8.000 Mann und schweres Gerät ans Ostufer bringen. In den nächsten Tagen folgten weitere Verbände. Innerhalb einer Woche umfasste der von Linz bis Unkel gebildete Brückenkopf 25.000 Mann und weitete sich rasch aus. Wie der weitere Kriegsverlauf im Westen zeigen sollte, hatte der Rheinübertritt in Remagen den alliierten Vormarsch deutlich beschleunigt. Möglicherweise führte das „Wunder von Remagen“ das Kriegsende schneller herbei. Jedenfalls soll US-General Eisenhower gesagt haben, die Remagener Brücke sei ihr Gewicht in Gold wert gewesen.

Nachdem die Brücke am 12. März wegen dringender Reparaturarbeiten gesperrt und zwei Tage später beschränkt wieder freigegeben worden war, stürzte am Nachmittag des 17. März 1945 der große Mittelbogen infolge der Beschädigungen und der dauernden Materialüberlastung unvermittelt ein. Zwischenzeitliche Versuche der Deutschen, die Brücke durch Kampfschwimmer, Düsenjäger, Beschuss mit Mörsern, V 2-Raketen sowie durch ein Eisenbahngeschütz zu zerstören, waren allesamt gescheitert.

Rheinübergang ohne Zukunft

Der im Rhein liegende Brückentorso behinderte die langsam wieder anlaufende Schifffahrt. Am 23. Juni 1945 wurde mit Wasserbomben eine Durchfahrt frei gesprengt; bis Ende 1948 waren alle Stahlteile aus dem Rhein geborgen. Ein Teil der wenig beschädigten Vorbrücke ersetzte in verkürzter Form die beschädigte Sinziger Ahrbrücke auf der linksrheinischen Bahnstrecke Köln – Koblenz (bis 1981).

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Die alte Ahrbrück bei Sinzig – war ein Teil der Rheinbrücke in Remagen. Foto: Slg. Jakubowski

Ein technisch ohne weiteres möglicher Wiederaufbau der Brücke wurde mehrfach geprüft. Ein Gutachten der Bundesbahndirektion Köln vom November 1960 ergab Kosten in Höhe von 10 Mio. DM für einen Neubau in Remagen, übrigens der gleiche Betrag, wie er in den Bauplänen von 1915/16 in Reichsmark veranschlagt worden war. Die Begründung für ein solches Vorhaben erwies sich indes als nicht stichhaltig. Weder war ein Lückenschluss der Rheinübergange bei Köln und Koblenz noch eine Ausweichmöglichkeit bei Betriebsstörungen erforderlich. Damit waren alle Überlegungen in diese Richtung unrealistisch.

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Die Brückentürme der ehemaligen Rheinbrücke aus Richtung Remagen gesehen (August 2018)

Nach der Elektrifizierung beider Rheinstrecken (bis Mai 1962) wurden die bis dahin freigehaltenen Zuführungstrassen zur Brücke aufgegeben. Im August 1976 ließ die Deutsche Bundesbahn als Erbe und Eigentümer der Brückenrelikte die beiden Mittelpfeiler im Strom sprengen, da sie die Schifffahrt behinderten. Die linksrheinischen Verbindungsstrecken zur Brücke wurden bis 1980 fast vollständig abgetragen, während die Situation rechtsrheinisch weitgehend unverändert ist. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Hans Peter Kürten wurde am 7. März 1980 im Remagener Brückenturm das „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ eingeweiht, das seither an die unselige Geschichte der Ludendorff-Brücke erinnert. Die Brückentürme, stille Zeugen dunkler Kriegstage, haben so eine neue Aufgabe als Mahnmal gefunden.

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2018: in den Brückentürmen in Remagen befindet sich das Friedensmuseum

Quellenhinweise

Henseler, Paul: Aus den postgeschichtlichen Aufzeichnungen des ehemaligen Postamts Oberpleis Februar April 1945, in: Das Archiv, 1/2005
Kemp, Klaus: Die Ahrtalbahnen, Freiburg, 1983
Price, Alfred: Das letzte Jahr der deutschen Luftwaffe 1944-1945, Friedberg, 1998
Scharf, Hans-Wolfgang: Eisenbahn-Rheinbrücken in Deutschland, Freiburg, 2003
o.A.: 80 Jahre Rechtsrheinische Eisenbahn, 1950
Bundesbahndirektion Köln (Hrsg.): Entwicklung des Streckennetzes der Kölner Eisenbahn-Direktionsbezirke bis zum 31.3.1981, Köln, 1981

Zeitungsberichte

Ludendorff-Brücke wäre genau 70 Jahre alt, in: Rhein-Zeitung Koblenz,
28. August 1988
Tausende Tonnen Stahl stürzten in den Rhein, in: General-Anzeiger Bonn,
17. März 2005
Das Wunder von Remagen, in: General-Anzeiger Bonn, 5. März 2005
Alle auf den Boden, Ohren zuhalten, Mund auf Zeitzeugen erinnern sich an den 7. März 1945, in: Rhein-Zeitung Ausgabe Neuwied, 5. März 2005

Internet

http://www.bruecke-remagen.de/

Ahrtalbahn – Fotos einst und jetzt

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Remagen: Letzte Durchfahrt TEE Rheingold

Bahnhof Remagen 1987: Abschied vom TEE Rheingold

30.05.1987 Remagen. Ein IC bei Durchfahrt des Bahnhofs Remagen nach Süden mit der unvergessenen Elektrolok der Baureihe 103 an der Spitze – so weit ein durchaus interessantes, aber nicht ganz ungewöhnliches Bild aus den 1980er Jahren. Das Datum aber und die Erinnerung des Fotografen macht die Aufnahme besonders: Es handelt sich um die letzte Durchfahrt des TEE Rheingold am 30. Mai 1987. Zur Enttäuschung der Beobachter auf dem Bahnsteig trug er keinerlei Schmuck zum Abschied… Bemerkenswert ist auch der Fußweg für die Bahnbediensten sowie die Gepäckkarren über die Gleise.

Mit dem TEE Rheingold war bei der Deutschen Bundesbahn der letzte Erster-Klasse-Zug im Regelbetrieb verschwunden. Die 1971 eingeführten Intercity-Züge verfügten über beide Klassen und 1987 auch über genügend klimatisierte Waggons in der zweiten Wagenklasse, so dass es keinen Bedarf mehr gab für einen reinen Zug der Ersten Klasse. Text und Foto: Matthias Röcke

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1980: Europäisches Flair zum Jubiläum der Ahrtalbahn

VT 11/VT 601, einstiger TEE-Triebzug der Deutschen Bundesbahn

April 1980 Bad Neuenahr. Als auf der Ahrtalbahn gefeiert wurde – dieses Bild erinnert an ein wichtiges Ereignis im April 1980, nämlich das hundertjährige Bestehen der Ahrtalbahn. Gaststar war der legendäre VT 11 (seit 1968 VT 601), bekannt als einstiger TEE-Triebzug der Deutschen Bundesbahn (TEE stand für Trans Europ Express und stellte das erste Netz von internationalen Schnellzügen nach dem Zweiten Weltkrieg dar). 1980 wurden die nur mit Waggons der ersten Klasse ausgestatteten Triebzüge noch als Intercity und als Sonderzüge eingesetzt, so auch auf der Ahrstrecke vom 18. bis 20. April 1980 zwischen Bad Neuenahr und Kreuzberg. Auf dem Foto steht der Zug im Bahnhof Bad Neuenahr.
Der Bahnhof Remagen an der Stecke von Köln nach Koblenz wurde 1860 fertig gestellt. Ab 1880 diente er auch als Umsteigepunkt zur Ahr, als die Strecke bis Ahrweiler in Betrieb genommen wurde. 1886 führte die Strecke dann bis Altenahr, 1888 bis Adenau.
Das Eisenbahnfest am Bahnhof Bad Neuenahr fand große Resonanz. Viele tausend Besucher sahen die Fahrzeugausstellung auf den Gleisen mit aktuellen und historischen Lokomotiven. Ein weiterer Sonderzug wurde von einer Dampflok der Baureihe 41 gezogen. Das Foto stammt von Jürgen Görgler, damals Fotoreporter für die Rhein-Ahr Rundschau und heute Vorstandsmitglied der IG Ahrtalbahnfreunde. Genauso geht es auch dem Autor dieser Zeilen, der seinerzeit über das Ereignis für die Zeitung schrieb.
Foto: Jürgen Görgler Text: Matthias Röcke

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Bilderbogen Bahnhof Remagen – Szenen aus der Zeit von 2010 bis 2020, beigesteuert von Matthias Röcke und Willi Tempel

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01.09.1996. Aus Anlaß des 25jährigen Dienstjubiläums von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ahrstrecke verkehrte der Doppelstocktriebwagen VT 670 von Remagen nach Ahrbrück für die Jubilare

Streckennetz in der Eifel, mit Datum der Inbetriebnahmen
17.2.1988, Felsbrocken und Geröll stürzten morgens auf die Bundesstraße und Bahngleis in Kreuzberg/Ahr
Die Grafik entstand Ende 1989 von Dieter Auster im Rahmen der Marketingbemühungen für die Ahrtalbahn und wird heute noch von den Tourismusbüros ausgelegt
212 234 am 31.12. 1989 in Heimersheim
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Bf Bonn Hbf 2008
Abfahrbereiter Talent VT 643 in Bonn Hbf nach Ahrbrück

Mitte der achtziger Jahre, Bf Mayschoß

Zug 7170 bei Bodendorf, 1996
Sonderfahrt der Brohltalbahn mit V 65 bei Mayschoß, im Jahre 2009
Foto Volkhard Stern
2009, V 65 in Remagen
Mitte 2017 An der Ahrstrecke verkehren nur noch die LINT-Triebwagen
Kurztakt Remagen – Dernau (in Dernau 2017)