Ahrtalbahnfreunde: Bestandsaufnahme Wiederaufbau

Aufbaustab und Zweckverband: Zeitrahmen bisher eingehalten
Aktuell heißt es für den Bahnbetrieb ab Remagen in Walporzheim „Endstation“. Dennoch ist man im Ahrtal froh, dass die DB diesen ersten großen Streckenabschnitt so zügig wieder herrichten und bereits Ende 2021 in Betrieb nehmen konnte

23-03-08. AHRTAL. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Strecke von Walporzheim bis Ahrbrück komplett zerstört. Im unteren Streckenbereich bis Remagen betraf dies besonders den Bahnkörper im Bereich Heimersheim, weshalb zurzeit für den Zugverkehr zwischen Bad Neuenahr und Remagen nur ein Gleis zur Verfügung steht. Der Leiter des Aufbaustabs Ahrtalbahn der DB Netz AG aus Koblenz, Christian Sauer, und der Geschäftsführer der SPNV-Zweckverbandes Rhld-Pf Nord, Thorsten Müller, informierten die Mitglieder der IG Ahrtalbahnfreunde nunmehr über den aktuellen Sachstand bezüglich Planungen und Zeitschienen.

Einfahrt der Regionalbahn 30/39 in Bad Bodendorf. Voraussichtlich noch bis zur Wiederherstellung der gesamten Ahrtalbahn (bis Ahrbrück) wird der Abschnitt zwischen Remagen und Bad Neuenahr nur eingleisig betrieben weden können

Christian Sauer erläuterte den Wiederaufbau der gesamten Bahnstrecke. Demnach seien die Arbeiten bisher im vorgesehen Zeitrahmen erfolgt, so dass man von einer Betriebsaufnahme Ende 2025 auf einer vollständig modernisierten Ahrtalbahn ausgehen könne – inklusive Fertigstellung der Fahrleitung (die in einem ersten Schritt in den nächsten Monaten von Remagen bis Walporzheim installiert werden wird). Weiterhin führte Sauer aus, dass die Ausschreibungen für die Bauleistungen erfolgreich waren und der Neubau ab Walporzheim in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in sechs Teilabschnitten umgesetzt werden soll. Grundsätzlich gilt: Die Elektrifizierung der Ahrtalbahn ist finanziell gesichert und wird zügig erfolgen.

Christian Sauer (Leiter Aufbaustab Ahrtalbahn) erläuterte vor den Ahrtalbahnfreunden den vorgesehen Ablauf des Wiederaufbaus der Bahnstrecke längs der Ahr bis zum Endpunkt Ahrbrück. Aktuell gibt es demnach keinen Grund dafür, dass es zu größeren Verzögerungen kommt

Die Experten der Ahrtalbahnfreunde ergänzten, dass die Vorteile eines elektrischen Zugbetriebes auf der Hand liegen. Sie seien umweltfreundlicher im Antrieb, ermöglichen schnellere Fahrzeiten und stünden für flexible Einsätze auch auf der Rheintalbahn.

Thorsten Müller als verantwortlicher Ansprechpartner des zuständigen Landeszweckverbandes in Koblenz bestätigte die Planung für durchgehende Verkehre von der Ahrtalbahn auf die Rheinstrecke für einen noch nicht bestimmten Zeitpunkt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. Derzeit überlege man, die RB 48, die heute in Bonn-Mehlem endet, bis Remagen zu verlängern. Ein Teil des Zuges könne dann bis Ahrbrück und zurück verkehren. Wie Müller weiter ausführte, ergäbe sich noch ein gravierender Vorteil durch die Elektrifizierung: Mit der Wiederaufnahme des Betriebes auf der Gesamtstrecke solle ein 20-Minuten-Takt eingeführt werden.

Thorsten Müller (Geschäftsführer der SPNV-Zweckverbandes Rhld-Pf Nord) stellt zusätzliche Haltepunkte der Ahrtalbahn in Aussicht – ohne Zeitverlust möglich durch den künftigen elektrischen Betrieb

Im Zuge des Wiederaufbaues ist auch die Einrichtung eines digitalen Zentralstellwerkes in Ahrweiler geplant, wodurch die die heutigen personalbedienten Stellwerke Bad Bodendorf, Bad Neuenahr und Walporzheim entfielen. Die Stellwerksanlagen in Dernau und Kreuzberg wurden ohnehin bei der Flut zerstört. In einem ersten Schritt wird ab Ende dieses Jahres schon der Betrieb zwischen Remagen u nd Walporzheim auf digitale Leit- und Sicherungstechnik umgestellt. Die heutigen mechanischen Blocksignale werden durch moderne Lichtsignale ersetzt und alle Bahnübergänge technisch gesichert.

Das zweite Gleis von Bad Neuenahr nach Remagen soll – im Einklang mit der Gesamtstrecke – ebenfalls erst 2025 fertiggestellt werden; solange verkehren die Züge in diesem Abschnitt eingleisig. Sauer begründete dies damit, dass im Bereich Heimersheim noch erhebliche Aufbauarbeiten am zweiten Gleis notwendig seien. Die Arbeiten konnten dort noch nicht begonnen werden, da erst seit kurzem die Entscheidung der kommunalen Gremien für eine Verschiebung des Haltepunkts Heimersheim in Richtung Lohrsdorf gefallen sei.

Thorsten Müller betonte, dass aus seiner Sicht der Aufbau der Ahrtalbahn im Hinblick auf schnelle Planung und kommende Einrichtung moderner Standards einzigartig sei. Ihm sei kein Beispiel in Deutschland bekannt, wo so rasch mit großen planerischen Ressourcen und finanziellen Mitteln eine ganz neue Eisenbahninfrastruktur geschaffen wird. Auf Grund der besseren Fahrdynamik der elektrischen Züge hält Müller die Einrichtung weiterer Haltepunkte wie Heppingen, Marienthal, Bad Neuenahr Mitte und Pützfeld für machbar, hier laufen Vorbereitungen für einen späteren Bau. Er wies auch darauf hin, dass die Züge in Dernau zukünftig in Höhe des Festplatzes WeinKulturDorf Dernau halten werden und nicht mehr am heutigen Bahnhofsgebäude. Betrieblich bleibt der Kreuzungspunkt Dernau allerdings erhalten, das zweite Gleis wird sogar bis kurz vor Rech verlängert. Wolfgang Groß bedankte sich abschließend bei den zwei Referenten für den regen Informationsaustausch.

Die Interessengemeinschaft Ahrtalbahnfreunde e.V. verfolgt aktiv die Planung und die Durchführung der Arbeiten zum Wiederaufbau der Ahrtalbahn und steht mit allen zuständigen Stellen in Kontakt. Informationen über die IG findet man auf der Webseite www.ahrtalbahnfreunde.de. Interessante Informationen des Aufbaustabes finden sich zudem auf fer Website www.ahrstrecke.de/. Noch ein Tipp: Regelmäßige Treffen der IG Ahrtalbahnfreunde finden – in der Regel – jeden vierten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr im Brauhaus Remagen (Rheinpromenade) statt.

Diskussion und Informationen aus erster Hand (von links): Thorsten Müller ( Geschäftsführer Zweckverband SPNV Nord), Wolfgang Groß (Sprecher Ahrtalbahnfreunde), Christian Sauer (Leiter Aufbaustab Ahrtalbahn) und Ulrich Stumm (Vorstand IG Ahrtalbahnfreunde). Fotos: Görgler